Diese Frage beschäftigt mich, seit dem ich in Wildniskursen vom sogenannten „fox-walk“ erfahren habe. Diese Gangart orientiert sich an den Ballengehern unter den Tieren. Wer eine Katze oder einen Hund hat, der kann dies bei ihnen gut beobachten. Man sieht, dass diese Tiere mit dem Ballen zuerst aufsetzen. Vorne ist der tiefste Abdruck, der hintere Ballen drückt sich schwächer oder manchmal gar nicht ab.
Wer kein Haustier hat, der kann folgendes Experiment versuchen: beide Ohren mit einem Finger verschließen und ganz „normal“ gehen – das heißt in der Regel über die Fersen abrollen – möglichst ohne Schuhe! Was hören oder spüren Sie dabei?
Dann machen Sie bitte den gleichen Versuch und setzen mit dem Ballen, also vorne zuerst auf. Ich weiß aus Erfahrung, dass es am Anfang anstrengend ist. Was spüren Sie im Körper?
Beim Fersengang spüren Sie eine Erschütterung, welche sich meist über die Wirbelsäule bis zum Kopf ausbreitet. Beim Abrollen über den Ballen tritt diese Erschütterung nicht auf.
Seit dem mich diese Frage beschäftigt, beobachte ich Menschen, die barfuss laufen. Vor kurzem sah ich ein Kind – geschätzte 3 Jahre -ganz schnell vor mir auf dem Bürgersteig rennen. Siehe da, es setzte bei jedem Schritt den Ballen zuerst auf. Wenn Babys ihre ersten Schritte machen, dann kippen sie leicht nach vorne und beginnen über den Ballen zu laufen.
Bei den Buschleuten in Afrika konnte ich beobachten, dass sie ganz flach und mit dem Ballen zuerst aufsetzen. Sobald sie ins Dorf gehen und Schuhe anziehen – um dort angemessen gekleidet zu sein – treten sie mit der Ferse zuerst auf.
Auch ich war ein Fersengeher und es hat Monate gedauert, bis ich meinen Gang umgestellt hatte. Jetzt hat mein Unterbewusstsein diese neue Gangart gespeichert und ich muss nicht mehr bei jedem Schritt nachdenken.
Gesunde Füße im Fokus
Vor einiger Zeit kam wieder eine Antwort auf meine Frage, wie natürliches Laufen aussieht. An einer Tankstelle an der Ladentheke sah ich das Magazin Fokus (Nr. 34/16) mit der Titelgeschichte: „Endlich gesunde Füße“. Schnell war mir klar, dass der Autor unter gesunden Füßen etwas anderes versteht als ich. Doch mit meiner Frage im Hinterkopf, was natürliches Gehen ist, bekam ich viele Antworten und es zeigte mir, dass wir mit dem westlichen Ansatz auf dem „Holzweg“ sind.
Wer den Artikel bewusst liest, liest mehrmals das Wort „Erschütterung“ bezogen auf das Auftreten mit der Ferse. Es ist genau die Erschütterung gemeint, die Sie im vorher beschriebenen Experiment in ihrem Körper gespürt haben (als sie mit der Ferse und ihrem ganzen Gewicht zuerst aufgesetzt haben). Seit Jahrzehnten betreibt die Schuhindustrie einen gewaltigen Aufwand, um diese Erschütterung, die selbstverständlich entsteht, wenn wir mit der Ferse zuerst auftreten, durch entsprechende Materialien zu dämpfen.
Im Experiment gerade haben sie aber auch eine Gangart erfahren, bei der es keine Erschütterung gibt.
Schauen Sie sich das Bild auf Seite 87 im Magazin Focus an. Die Dame mit dem Fotolächeln streckt das Bein beim Auftreten deutlich sichtbar und der Concierge auf der nächsten Seite ebenfalls, beide sind offensichtlich Fersengeher. So ist auch klar, dass der Herr mehrere Paar Schuhe braucht, um Blasen zu vermeiden. Beim Ballengang federn die Gelenke in Ihren Füßen die Stöße ab – probieren Sie es noch einmal aus, der Unterschied ist gewaltig!
Sabrina Fox macht es ihnen vor (Seite 90). Bei ihr ist von den 102 (!) Paar Schuhen nur eines geblieben. Sie ist auf das Laufen ohne Schuhe umgestiegen, so wie ich. Schauen Sie sich das Bild Ihres Ganges über den Zebrastreifen an. Das vordere Bein ist leicht eingeknickt und federt damit den Stoß ab. „Statt hart mit den Fersen aufzutreten, geht sie nun leichtfüßig mit Betonung auf den Vorderfußballen“, schreibt der Autor.
Beim Fersengang sind beide Fußgelenke blockiert. Kommen die zahlreichen Verformungen im Fuß, wie sie im Artikel beschrieben sind, vielleicht daher? Schauen Sie sich das Bild der Füße in den high heels an. Die Achillessehne wird verkürzt und dick. Bei mir musste sich die große Sehne auch umstellen- sie wurde länger und ich hatte am Anfang der Umstellung sogar Muskelkater. Meine Fußsohlen sind über die Zeit zur Lederhaut geworden – nicht Hornhaut, wie viele denken. Diese Lederhaut schützt mich inzwischen sogar vor Dornen.
Im Beitrag über die Laufschuhe auf Seite 96 wird deutlich angesprochen, dass Millionen Läufer über Jahrzehnte falsche Schuhe getragen haben. Sie sehen, was uns durch entsprechendes Markting alles verkauft werden kann. Deshalb plädiere ich dafür – bilden Sie sich Ihre eigene Meinung, seien Sie kritisch, auch mit dem, was ich Ihnen gerade erzählt habe. Machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen und bleiben Sie flexibel.